Bücher lesen, schreiben, machen, haben …

Was (m)ich mit ihnen verbinde(t)

Archiv für den Monat “Juni, 2011”

[SFCh-Rezi] "Krieg der Klone" von John Scalzi

Die Station:

Mars – Kriege und Gewalt.

Und so beginnt es:

»An meinem fünfundsiebzigsten Geburtstag tat ich zwei Dinge. Ich besuchte das Grab meiner Frau. Dann ging ich zur Armee.«

Zusammenfassung

Kurz: „Mit 75 Jahren, da fängt das Leben an“ oder so ähnlich könnte John Perry gesungen haben, als er sich freiwillig für die Koloniale Verteidigungsarmee gemeldet hatte.
Etwas länger: John Perry hat ausser dem gelegentlichen Besuch am Grab seiner Frau nicht mehr viel zu tun. Er ist 75 und es ist an der Zeit, sich einziehen zu lassen. Unterschrieben hat er bei der KVA schon vor 10 Jahren und wollte eigentlich gemeinsam mit seiner Frau den Dienst antreten. Nun macht er es eben alleine.
Noch bevor die Ausbildung beginnt lernt er auf dem Transport zu einer Raumstation ein paar Leute kennen. Sie freunden sich an und nennen sich die „Alten Scheisser“. Eine bunt zusammengewürfelte und erstaunliche lebensfrohe und lustige Truppe. Das erste Viertel des Buches liesst sich auch mehr wie eine Satire (was es stellenweise auch sicher ist) als ein Buch mit dem Thema „(Anti)Krieg“.
Nachdem alle auf ihre neue Aufgabe als Soldaten vorbereitet wurden gehts dann richtig zur Sache und es folgen diverse Schlachten und Kampfeinsätze. Leider – aber sowas lässt sich nunmal nicht vermeiden – bleiben die „Alten Scheisser“ nicht komplett. Dafür kommen neue Freunde hinzu. Es ist zum Ende hin also ausgewogen.

Meine Meinung

Kaufen und lesen! Ja, Ähnlichkeiten mit „Starship Troopers“ sind natürlich und bedingt durch Genre und Thema des Buches gegeben. Ich meine auch gelesen zu haben, dass Scalzi sich als Fan von Heinlein bezeichnet. Also. Wer nun an so etwas seine Kritik an „Krieg der Klone“ festmacht sollte nach „Romeo und Julia“ auch keine andere romantische Literatur mehr lesen. Er würde nur enttäuscht werden.
Was jedoch mich und scheinbar auch andere etwas irritiert hat war die Tatsache, dass eine Organisation wie die KVA, die technologisch sehr weit ist sich immernoch auf eine Riesenarmee aus Kanonenfutter stützt anstatt ausgefeilte Technik alleine in den Kampf zu schicken. Aber neben dem Genuss, den einem dieses Buch beschert, ist das ein locker zu vernachlässigender Kritikpunkt.
Ich weiss, ich lobe schon wieder ein Buch über den Klee, aber was soll ich machen, ich hatte bisher einfach „Glück“ mit meinen Büchern. Und ich hoffe sehr, dass sich daran nichts ändert.
Zur Sprache: Sie ist sehr flapsig und das Buch entsprechend locker zu lesen.
Die Figuren: Allesamt glaubhaft. Ich habe keine Zweidimensionalitäten gefunden.
Die Handlung: Man kann sich darüber streiten. Ich tue es nicht. Mir gefällts. Ein paar Klischees gibts halt, aber was solls.

Fazit

Ein sehr gelungenes Buch, das, obwohl es kritisch mit dem Thema Krieg umgeht nie den Eindruck eines erhobenen Zeigefingers erweckt. Ein Umstand, der mir persönlich sehr gefällt, denn Moral-Apostel mag ich nicht wenn ich Unterhaltung erwarte. Eine Message darf und soll nichts desto trotz da sein – was sie in vorliegendem Fall auch ist – aber ich will nicht „belehrt“ werden.

Gesamteindruck

Sprache / Stil: 10/10
Figuren: 10/10
Handlung: 10/10
Schlusswertung: 10/10 Punkte Geht nicht anders 😉

Krieg der Klone
Heyne / 2007 / 432 Seiten
John Scalzi
ISBN: 978-3-453-52267-1

[SFCh-Rezi] "Eine Handvoll Venus" von Frederik Pohl, Cyril M. Kornbluth

Die Station:

Pluto – Randerscheinungen der Sci-Fi.

Und so beginnt es:

»Als ich mich an jenem Morgen anzog, ging ich im Geiste die lange Liste von Statistiken, Ausflüchten und Übertreibungen durch, die man in meinem Bericht erwartete. Meine Abteilung – Produktion – hatte sich mit einer Serie von Krankheitsfällen und Kündigungen herumschlagen müssen, und die Arbeit lässt sich nicht erledigen, wenn keine Leute da sind. Für die Direktion allerdings würde das kaum als Entschuldigung gelten.«

Zusammenfassung

Kurz: Mitch arbeitet in einer der grössten Werbeagenturen, welche im 21. Jahrhundert die Welt beherrschen, wird Abteilungsleiter für das Venusprojekt und lernt auf einmal die Welt aus den Augen eines „Verbrauchers“ zu sehen.
Etwas länger: Im 21. Jahrhundert wird die Welt von Werbeagenturen „regiert“. Natürlich ohne, dass die Verbraucher das wirklich bewusst wahrnehmen. Werbung ist allgegenwärtig und eines der schlimmsten Verbrechen sind Handelsvergehen im Allgemeinen und Vertragsbruch im Speziellen.
Nachdem Mitch Courtenay zum Projektleiter für eine der gigantischsten Lügenkampagnen der Werbegeschichte befördert wird gerät er unversehens in einen Strudel aus Macht, Verrat, Intrigen und Ränkespielen. Sowohl in privater als auch in geschäftlicher Hinsicht. Kurz nachdem er in die „Starklasse“ aufsteigt beginnt auch schon sein Fall in die untersten Tiefen der „Verbraucherschicht“, also den 15/16 der Menschheit die es auszubeuten gilt. Zuerst weigert er sich standhaft und sucht verzweifelt nach einem Ausweg, zurück in die Bequemlichkeit der Oberschicht. Bis er …

Meine Meinung

Dafür, dass der Roman schon beinhane 60 Jahre (im Original) auf dem Buckel hat ist er – etwas pessimistisch betrachtet – nicht so weit von der Realität heute entfernt wie man meinen könnte. Es ist eine Satire auf das Konsumverhalten in den USA von damals, was jedoch nicht heisst, dass er an Aktualität verloren hätte. Im Gegenteil.
Kleiner Wermuthstropfen ist die Hauptfigur, deren Wandlung für mich nicht ganz nachvollziehbar ist. Zuerst fast nicht und dann sehr plötzlich. Trotzdem und vor allem wegen der Geschichte selber ist das Buch lesenswert. Die Handlung ist nämlich nicht vorhersehbar, jedenfalls bin ich mehr als ein Mal in die Irre geführt worden, allerdings ohne der inneren Logik der Geschichte Gewalt antun zu müssen.

Fazit

Witzig und leicht zu lesen und dank seines Umfangs eine gute Lektüre für unterwegs. Empfehlung.

Gesamteindruck

Sprache / Stil: 7/10
Figuren: 7/10
Handlung: 8/10
Schlusswertung: 7/10 Punkte

Eine Handvoll Venus
Heyne / 1982 / 240 Seiten
Frederik Pohl, Cyril M. Kornbluth
ISBN: 978-3-453-30794-0

[SFCh-Rezi] "Der letzte seiner Art" von Andreas Eschbach

Die Station:

Erde – Erdzentrierte Sci-Fi.

Und so beginnt es:

»Am Samstagmorgen erwachte ich blind und halbseitig gelähmt. Ich bin schon oft blind gewesen und auch schon oft halbseitig gelähmt, aber in letzter Zeit bin ich öfter beides gleichzeitig, und das fängt allmählich an, mir Sorgen zu machen.«

Zusammenfassung

Kurz: Ein frühpensionierter Cyborg-Super-Marine lebt in einer kleinen irischen Stadt zurückgezogen und friedlich, bis eines Tages jemand nach ihm sucht. Jemand, der nichts von ihm wissen dürfte …
Etwas länger: Duane Fitzgerald hat sich als junger Marine freiwillig für ein hochgeheimes militärisches Experiment gemeldet. Einen Supersoldaten wollten sie aus ihm und noch einigen anderen machen. Was ihnen auch gelang. Duanes Sinne lassen jeden Spürhund vor Neid erblassen, seine Reflexe lassen die Bewegungen einer Raubkatze wie die eines betrunkenen Nilpferds aussehen und bei einem Ringkampf mit ihm würde jeder Grizzly den Kürzeren ziehen. Die Sache hat nur einen Haken: Seine ganzen Superkräfte basieren auf geheimer und höchst experimenteller Technik und er selber wird auch nicht jünger. So hat der „Super-Stahl-Mann“ nicht nur mit den ganz gewöhnlichen Tücken des Alltags zu kämpfen, sondern auch damit, dass er keine gewöhnliche Nahrung mehr zu sich nehmen kann, jedenfalls nicht, wenn er sie bei sich behalten will.
Eines Tages fängt ein Fremder an im Ort Fragen nach ihm zu stellen und ihn zu suchen. Zuerst versucht Duane den Fremden zu meiden, was ihm dank seiner Sinne und Fähigkeiten auch gelingt. Aber dann laufen sich die beiden doch über den Weg, was für den Fremden letztlich den Tod bedeutet.

Meine Meinung

Die Bücher von Andreas Eschbach die ich bisher gelesen habe lasen sich alle fast von selbst. Sie sind so geschrieben, wie ich ein Buch auch schreiben wollte: Ohne Füllmaterial. Und es gibt keinen Deus ex machina, das Ende ist schlüssig und wenn man es genau nimmt das einzig wirklich stimmige und überhaupt mögliche Ende, falls man bei einem Sci-Fi Roman von „möglich“ als Kriterium sprechen kann, handelt es sich hierbei doch nicht um „Hard-SF“.
Man wird zu Beginn der Geschichte gleich mitten in den Alltag von Duane geworfen und gewinnt dadurch möglicherweise den Eindruck, dass dem Buch was abginge, wird doch gleich offen dargelegt, dass Duane Fitzgerald ein Cyborg ist. Da der Weg, wie der Leser in die Geschichte mit hineingenommen wird aber ein wenig offensichtlicher ist macht es auch nichts, einige Details schon vorher zu kennen. Einzig an einer Stelle war ich ein kleines bisschen „enttäuscht“, weil ich sofort gewusst habe, was diese Situation zu bedeuten hat. Von diesem kleinen Mangel abgesehen – Ja, ich finde es nunmal schade wenn ich vorher weiss, was passieren wird – ist es ein sehr leicht und flüssig zu lesendes Buch mit einer guten Geschichte und plastischen Charakteren. So weiss ich genau wie der Bruder der Frau, die Duane, seit er in Irland lebt, aus der Ferne anhimmelt, aussieht. Oder ich sehe den Gesichtsausdruck einer der Feinde von Duane im Moment, in dem er realsiert, mit wem er es hier zu tun hat.

Fazit

Falls es noch nicht rausgekommen ist hier im Klartext: Kaufen und lesen! Das Buch hat etwas mehr als 350 Seiten und liesst sich weg wie nichts.

Gesamteindruck

Sprache / Stil: 9/10
Figuren: 10/10
Handlung: 8/10 Wegen dieser einen Sache da …
Schlusswertung: 9/10 Punkte

Der letzte seiner Art
Bastei Lübbe / 2005 / 352 Seiten
Andreas Eschbach
ISBN: 978-3-404-15305-3

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